Wer war Ruth Bader Ginsburg?

Eine Legende, eine Feministin, eine Richterin, eine Frau, ein Mädchen. Ruth Bader Ginsburg war vieles, doch vor allem eines: Ein Vorbild. Die US- amerikanische Juristin kam am 15. März 1933 in Brooklyn New York als Tochter einer jüdischen Familie auf die Welt. Von 1993 bis zu ihrem Tod am 18. September 2020 war sie Richterin am Supreme Court der Vereinigten Staaten, dem obersten Gerichtshof. Ihr Leben lang kämpfte sie für die Rechte von Frauen und glaubte jederzeit daran, das Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern zum Wohl von allen ist.

Ginsburgs Jugend

Schon als Kind rebellierte Ginsburg gegen die Rolle, die ihr zugeteilt wurde. Als Mädchen fragte sie sich, wieso die Jungs Werkunterricht hatten, während sie das Kochen lernen musste. Ihre Mutter, Celia Bader, übernahm eine zentrale Rolle in ihrem Leben und förderte sie von jung an, schulisch ihr Bestes zu geben. Celia Bader war selbst eine erfolgreiche Schülerin gewesen, die die High School mit nur 15 Jahren abgeschlossen hatte. Ihre Familie entschied sich, ihren Bruder und nicht Celia Bader an die Universität zu schicken, weswegen die Bildung ihrer Tochter höchste Priorität für sie hatte. Mit Höchstleistungen schaffte Ginsburg die Aufnahme an die renommierte Cornell University. Ihre Mutter erkrankte an Krebs und starb ein Tag vor ihrem High-School-Abschluss. Celia Bader blieb eine grosse Inspiration für Ruth ihr Leben lang und war für sie ein Beispiel gewesen, wie Diskriminierung aufgrund des Geschlechts intelligente Frauen davon abhalten konnte, zu studieren und damit neue Lebensmöglichkeiten zu haben.

Was ist der Unterschied zwischen einer Buchhalterin aus dem New Yorker Garment District und einer Obersten Richterin? Nur eine Generation. Mein Leben ist Zeugnis für die unterschiedlichen Chancen, die meine Mutter, eine Buchhalterin, einst hatte, und denen, die ich hatte.

Ruth Bader Ginsburg, Feierlichkeiten der Tauro Synagoge, 22. August 2004.

Studium und Beziehung mit Martin Ginsburg

Während ihre Mitschülerinnen auf der Suche nach einem Ehemann waren, widmete sich Ruth ihrer Bildung. Die Cornell University schloss sie als die Beste ihres Jahrgangs ab, und fand dazu die Liebe ihres Lebens: den feministischen Jura-Studenten, Martin Ginsburg. Im Gegensatz zu anderen Männern in ihrer Umgebung interessierte sich Martin für ihre Intelligenz und Meinungen, und galt als ihr grösserer Unterstützer in allen Bereichen ihres Lebens.

Marty war der erste Mann, vermutlich der einzige Mann, der sich je dafür interessiert hat, dass ich über ein Gehirn verfüge.

Ruth bader ginsburg, Georgetown University 27. April 2017

Noch während dem Studium heirateten sie und 1955 kam ihre erste Tochter Jane Ginsburg auf die Welt.

1956 führten Martin und Ruth Ginsburg ihr Studium an der Harvard Law School fort. Kurz nach der Geburt ihrer Tochter erkrankte ihr Ehemann Martin jedoch an Hodenkrebs. Trotz schlechter Diagnosen gab das Liebespaar nicht auf, und Ruth machte sich nicht nur für ihr Studium Notizen, sondern auch für die ihres Mannes. Bis zu seinem Tod im Jahr 2010 blieb Martin die grosse Liebe von Ruth und auch eine starke Stütze für ihre folgende erfolgreiche Karriere. Studium, Krankheit, das Grossziehen einer Tochter und später noch eines Sohnes: Nichts konnte Ruth davon abhalten, als eine von 9 Frauen unter 500 Männern erfolgreich ihr Studium zur Anwältin fortzusetzen. Die grösste Herausforderung war jedoch immer noch die Gesellschaft. Die junge Studentin war stets mit Vorurteilen und Diskriminierungen ausgesetzt. Nachdem sie nach einem Wechsel an die Columbia University ihr Jurastudium als Jahrgangsbeste abgeschlossen hatte, wurde sie von allen 12 Anwaltsfirmen, an denen sie sich beworben hatte, abgelehnt. Die Welt war damals noch nicht für eine Frau wie Ruth Ginsburg bereit, aber ihr Leben lang sorgte sie dafür, die Erste aber nicht die letzte Frau zu sein, sie hohe Ämter bekleidete.

Ruth Bader Ginsburg mit Martin Ginsburg

Meilensteine und Erfolge

Ruth Bader Ginsburg setzte sich ihr Leben lang für die Rechte der Frauen ein. In ihrer juristischen Arbeit fokussierte sie sich auf Fälle von gesetzlicher Diskriminierung aufgrund des Geschlechts, und setzte sich nicht nur für Frauen, sondern auch für Männer ein. In den 1960er Jahren wurde sie von der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung und der darauf in den USA folgenden Frauenbewegung inspiriert. An der Columbia Law School bot sie ein Seminar zum Thema «Frauen und Recht» an. Ruth war eine hartnäckige Anwältin, die mit ihrem Erscheinungsbild als kleine Frau (1.60m) und ihrer ausschlaggebenden kräftigen Stimme mehrmals für ihre Fälle bis zum obersten Gerichtshof ging. Ununterbrochen hielt sie an ihrer Meinung fest, Menschen die Freiheit zu geben zu sein, wer sie sein wollen. «Free to be you and me».

Supreme Court

1980 berief der damalige Präsident Jimmy Carter Ginsburg an das Bundesberufungsgericht der Vereinigten Staaten für den Gerichtsbezirk District of Columbia. Bill Clinton schlug sie 1993 als Richterin am Obersten Gerichtshof vor. Das Senat bestätigte sie mit 96 Stimmen und nur 3 Gegenstimmen als zweite Frau, die jemals dieses hohe Amt bekleidet hatte.

Bis zu ihrem Tod im Jahr 2020 setzte sie sich als liberales Mitglied auch gegen konservative Richter und Richterinnen durch und gehört zu den Richtern, die am häufigsten der Mehrheitsmeinung abwichen. In vielen Fällen hatten ihre machtvollen Worte eine grössere Wirkung als die Mehrheitsmeinung. Beispielsweise wurden neue Gesetze nach ihrem Sondervotum eingeführt, dich durch Ginsburgs starke Verteidigung inspiriert wurden.

Ruth Bader Ginsburg bei ihrer Amtseinführung 1993 unter Bill Clinton

Ruth Bader Ginsburg ist ein Vorbild, und das aus verschiedensten Perspektiven. Als kompromissbereite Richterin geniesste sie auch unter konservativen Politikern hohes Ansehen. Mit ihrem endlosen Einsatz für Gerechtigkeit trug sie Unermessliches für eine Gesellschaft bei, in der alle vor dem Gesetz gleich sein sollten. Respekt, Fairness, Einsatz und Leidenschaft haben nicht nur Ginsburgs Geschichte bestimmt, sondern viele weiteren durch ihre Lebensgeschichte dazu ermutigt, ihr Erbe für eine bessere Welt weiter zu erhalten.  Eine kleine Frau mit einer grossen Lebensgeschichte und einer noch grösseren Stimme, die ein Idol mehrerer Generationen war und in Erinnerungen dies auch zukünftig bleiben wird.

Hier findest du den Link zum Trailer von „On the Basis of Sex“, dem Film über das Leben von Ruth Bader Ginsburg:

Spotify-Podcast

Hier findest du die Folge zu Ruth Bader Ginsburg des Spotify-Podcast Good Night Stories for Rebel Girls

Quellen

Zitate/Inhalt aus dem Buch: Ruth Bader Ginsburg- 300 Statements der berühmten Supreme-Court-Richterin

Taschenbuch: Ruth Bader Ginsburg – Bader Ginsburg, Ruth | Kategorie: Geschichte und Politik | ISBN: 9783442770816 – Lüthy Balmer Stocker (buchhaus.ch)

Ruth Bader Ginsburg (fembio.org)

Nachruf – Ruth Bader Ginsburg: Eine linke Ikone, die am obersten Gericht in Amerika ein Stück Geschichte schrieb | Luzerner Zeitung

USA nehmen Abschied von Ruth Bader Ginsburg | Aktuell Amerika | DW | 23.09.2020

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