Zarifa Ghafari, Sofia Scarlat, Catalina Santelices Brunel, Melati und Isabel Wijsen : Was diese jungen Frauen miteinander verbindet, ist ihr Einsatz für mehr Gerechtigkeit und eine bessere Welt. Heute ist der Internationale Frauentag. Aktivist*innen machen heute auf die Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern aufmerksam und fordern stärkere Beteiligung junger Frauen an politischen Entscheidungsprozessen. Lerne zum Weltfrauentag fünf junge Frauen kennen, die sich weltweit für Gleichberechtigung einsetzen.
Zarifa Ghafari
Die afghanische Menschenrechtsaktivistin und Politikerin Zarifa Ghafari war 24 Jahre alt, als sie zur jüngsten Bürgermeisterin Afghanistans in der 35’000 Einwohner zählenden Stadt Maidan Shahr ernannt wurde. Als einzige Frau unter 138 Anwärtern, die sich als Bürgermeister beworben hatten, erhielt sie bei einem von der Zentralregierung organisierten Eignungstest das beste Resultat, weswegen sie nach einer ersten Absage unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Juli 2018 vereidigt wurde. An ihrem ersten Tag als Bürgermeisterin wurde sie von einer Gruppe von Männern angegriffen, die ihr Büro stürmten und sie aufforderten, von ihrem Amt zurückzutreten. Kurze Zeit nach ihrem Amtsantritt erhielt sie erste Morddrohungen von den Taliban und dem Islamischen Staat (IS).
Als Bürgermeisterin setzte Zarifa Ghafari sich für die Rechte der Frauen in Afghanistan ein und startete eine Anti-Littering-Kampagne in ihrer Stadt. Des Weiteren plante sie, gemischte Schulen für Mädchen und Jungen sowie eine Bibliothek zu errichten. Mit der Eröffnung eines Marktes, wo nur Frauen kaufen und verkaufen duften, erschuf sie neue Arbeitsplätze für die weibliche Bevölkerungshälfte Maidan Shahr’s.
Die Taliban verübten mehrere Attentatsversuche auf sie und ermordeten Ghafaris Vater am 5. November 2020. Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan flüchtete die heute 28-Jährige Aktivistin mit ihrer Familie nach Deutschland.
Im Jahr 2022 erschien auf Netflix der Dokumentarfilm „In her Hands“, in dem Ghafaris Geschichte erzählt wird.
Catalina Santelices Brunel
Die 20-Jährige Aktivistin und Jurastudentin Catalina Santelices Brunel ist Aktivistin und Mitgründerin der Bewegung «Latinas for Climate». Sie studiert an der Pontificia Universidad Católica de Chile und setzt sich für eine stärkere Beteiligung des globalen Südens an den Diskussionen über die Klimakrise ein. Mit dem Ziel, die Klimadebatte für ein vielfältigeres Publikum zu öffnen, in dem auch lateinamerikanische und indigene Frauen eine Stimme haben, war sie an der Gründung der «Latinas for Climate» beteiligt. Brunel nahm an der UN-Klimakonferenz in Glasgow 2021 und an der Konferenz des Abkommen von Escazú teil. Das Abkommen von Escazú ist ein regionaler Vertrag für Umweltangelegenheiten in Lateinamerika und der Karibik. Catalina Brunel ist an der Spitze verschiedenster internationaler Kampagnen für intersektionale Klimagerechtigkeit und macht insbesondere auf feministische sowie menschenrechtliche Perspektiven aufmerksam.

Sofia Scarlat
Sofia Scarlat ist eine 23-Jährige Aktivistin aus Rumänien, die sich insbesondere für die Prävention geschlechterspezifischer Gewalt engagiert. Als Gründerin der ersten und derzeit einzigen Jugendorganisation zur Gleichstellung der Geschlechter in Rumänien, Girl Up Romania, leitet sie zahlreiche Initiativen und betont dabei die Rolle der Jugend in der landesweiten Politik. Mit über 100 Freiwilligen erreicht die Girl Up Romania Organisation monatlich bis zu 500’000 Jugendliche. Scarlat war auch in der Equality Youth Task Force der UN-Women tätig. Heute studiert die junge Aktivistin an der Stanford University im Hauptfach Soziologie, wo sie Co-Direktorin des Komitees zur Verhinderung sexueller Gewalt an der Universität ist und über das Leben von Frauen im ländlichen Rumänien forscht.

Melati and Isabel Wijsen
Die Schwestern Melati und Isabel Wijsen gründeten die Organisation Bye Bye Plastic Bags, als sie in der 6. Und 7. Klasse waren. Nachdem die Schwestern herausfanden, dass weniger als 5 % der Plastiktüten auf Bali recycelt werden, beschlossen sie, ihre Kampagne Bye Bye Plastic Bags mit der Hilfe ihrer Gleichaltrigen zu starten.
Bye Bye Plastic Bags ist eine soziale und von Jugendlichen getragene Initiative mit dem Ziel, «Nein zu Plastiktüten» zu sagen. Schnell erreichte die Botschaft der Jugendlichen weltweit bekannte Plattformen wie TED, CNN, die Vereinten Nationen. Die Schwestern trugen dazu bei, das Verbot von Einweg-Plastiktüten in Bali voranzutreiben, welches schließlich 2018 dank der Bemühungen zahlreicher Organisationen und Einzelpersonen in Kraft trat. Der Schwerpunkt der Initiative liegt bei Sensibilisierungskampagnen in Form von Petition, Strandsäuberungsaktionen und Workshops.
Im Jahr 2018 organisierten sie die größte Müllsammelaktion auf Bali, bei der 20’000 Menschen 65 Tonnen Plastikmüll sammelten. Zudem konnten sie 350 lokale Unternehmen dazu bewegen, in den folgenden zwei Jahren auf die Verwendung von alltäglichen Plastikprodukten wie Bechern und Strohhalmen zu verzichten.

Weitere Infos zu den Aktivistinnen:
https://time.com/5463721/most-influential-teens-2018/
https://en.latinasforclimate.org/quienessomos
https://www.friendsofeurope.org/events/afghan-women-fighting-with-hope/